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VDI besteht in unsicheren Zeiten seine Reifeprüfung

Im ersten Halbjahr 2020 hat sich viel geändert und wurden viele Gewissheiten umgestoßen. Geblieben ist der Anspruch von Firmen und Mitarbeitern, produktiv arbeiten zu können - auch in schwierigem Umfeld. Desktop-Virtualisierung ist zwar nicht neu, erweist sich aber jetzt als die richtige Lösung, wenn es darum geht, schnell auf neue Anforderungen reagieren zu können.

Von: Sammy Zoghlami, SVP EMEA

Aktuell weiß niemand, wann die COVID-19-Krise endet, wie schwer die dadurch ausgelöste Rezession ausfällt, wie der Alltag danach aussieht und was sich dadurch langfristig ändern wird. Sicher ist nur: Vieles wird nicht mehr wie früher sein. Und das betrifft auch viele Annahmen darüber, wie der IT-Betrieb in Unternehmen auszusehen hat.

Viele alte Klischees und viele Theorien aus langatmigen Konferenzen, dass es in der IT darum geht, agil, flexibel, anpassungsfähig usw. zu sein, sind plötzlich Realität geworden. Wer sie bisher ignoriert hat, wer an alten IT- und umständlichen Prozessen festgehalten hat, und wer sich nicht darauf eingestellt hat, Prozesse im laufenden Betrieb ändern zu können, muss nun schmerzhaft feststellen, was er alles versäumt hat und eigentlich hätte schon längst tun sollen.

Was sich durch die Pandemie verändert hat

Untersucht man, wie sich durch die Pandemie in der IT der Konsens darüber verändert hat, was gut und richtig ist, zeigt sich, dass der Sinneswandel in einigen Bereichen leicht vorhersehbar war. Cloud Computing etwa wächst weiterhin schnell und die Zunahme wird durch die aktuellen Umstände lediglich beschleunigt. Im November 2019 prognostizierte Gartner, dass der Umsatz mit Public-Cloud-Angeboten im Jahr 2020 um 17 Prozent auf über 226 Milliarden US-Dollar ansteigen wird. Doch selbst diese starke Wachstumsprognose könnte sich bald als konservativ erweisen. Die Möglichkeit, neue Anwendungen und Dienste schnell zu testen und bereitzustellen und nur die tatsächliche Nutzung zu bezahlen, ist offensichtlich eine ideale Ergänzung in Zeiten, in denen Unternehmen schnell handeln und bei Ausgaben streng darauf achten müssen, dass sie einen direkt nachweisbaren Nutzen bringen.

Auch der Trend zu Mobile Computing profitiert leicht nachvollziehbar davon, dass plötzlich mehr Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten. Mobility und Cloud gehen ebenfalls Hand in Hand, da Nutzer, sofern sie einen Internetzugang haben, von jedem Gerät und jedem Ort aus über einen Browser auf Dienste zugreifen können. Sicherheit ist der dritte Bereich, der von den Veränderungen profitiert. Die Notwendigkeit, Mitarbeiter verstärkt aus der Ferne arbeiten zu lassen, hat leicht nachvollziehbar die Ausgaben für Technologie im Bereich VPN und Endpunktsicherheit steigen lassen. IDC geht in diesem Bereich von einer jährlichen Wachstumsrate von 9,4 Prozent bis 2023 – auch wenn aufgrund des Coronavirus inzwischen alle Prognosen auf wackligen Füßen stehen.

Die vierte, vorhersehbare Entwicklung ist, dass neue Formen der Zusammenarbeit wichtiger werden. Schließlich kann man sich nicht mehr ohne weiteres physisch treffen und sind die Reisemöglichkeiten stark eingeschränkt. Also muss auf virtuelle Tools zurückgegriffen werden, damit sich Teams untereinander austauschen und gemeinsam neue Gedanken entwickeln können. Gartner geht davon aus, dass sich der Umsatz in diesem Bereich zwischen 2019 und 2023 fast verdoppelt und schließlich bei rund 4,8 Milliarden US-Dollar liegen wird.

VDI und Enduser-Computing bewähren sich in unsicheren Zeiten

Meiner Ansicht nach muss diese Liste um eine weitere Kategorie ergänzt werden: Virtual Desktop Infrastructure oder VDI. VDI, manchmal auch als Desktop-Virtualisierung bezeichnet, ermöglicht Geräten, die mit einem Netzwerk verbunden sind, den Zugriff auf Ressourcen wie Anwendungen, die sich traditionell auf lokalen Festplatten befinden.

VDI ist ein Segen für jedes Unternehmen, das sich umfassend und schnell an neue Gegebenheiten anpassen muss. VDI ermöglicht es Mitarbeitern effektiv, unabhängig vom verwendeten Gerät in einer vertrauten Umgebung zu arbeiten. Es ist keine dedizierte Thin-Client-Hardware erforderlich. Endgeräte können schnell für VDI eingerichtet werden, sodass Benutzer (sofern zugelassen) im Rahmen eines BYOD-Konzeptes ein eigenes Gerät verwenden können. Aber auch alle Desktop-PCs, Laptops, Tablets oder Smartphones, die gerade zur Hand sind, eignen sich dafür – selbst wenn es sich um ältere Modelle mit geringer Rechenkapazität, wenig Memory und begrenztem Speicherplatz handelt.

Da Administratoren bei VDI die zentralisierte Server-Umgebung zuverlässig aus der Ferne steuern, ist es sicher und können Richtlinien zentral festgelegt werden, um riskante Benutzeraktionen zu blockieren. Auch die Bereitstellung ist schnell und sicher, Updates und Patches werden ebenfalls zentral im Hintergrund eingespielt und für unterschiedliche Benutzer oder Benutzerkategorien lassen sich detaillierten Berechtigungskonzepte definieren. Backup und Business Continuity lassen sich aufgrund der zentralen Steuerung ebenfalls relativ einfach steuern, so dass die Mitarbeiter auch nach einer größeren Störung schnell wieder produktiv arbeiten können. Selbst wenn Unternehmen weder ein umfassendes Homeoffice-Konzept noch eine VDI-Umgebung hatten, bevor die Belegschaft ins Homeoffice beordert werden musste, ist es noch nicht zu spät, jetzt mit VDI anzufangen.

VDI ist alles andere als neu. Seine Wurzeln gehen mehrere Jahrzehnte zurück und liegen in der Zeit, als sich zuerst Citrix und serverbasiertes Computing, später dann Microsoft Windows Terminal Server durchsetzten. Ältere Kollegen sehen möglicherweise sogar Ähnlichkeiten zwischen VDI und dem vor der Client-Server-Zeit üblichen Konzept der „dummen“ Terminals, die an Mainframe-Hosts hängen; dabei bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich Kosten, Können, Kapazität und Kontrolle: die „vier Ks“, die VDI heute so attraktiv machen – oder auf Englisch die vier „Cs“: Cost, Capability, Capacity und Control.

Überwunden sind zum Beispiel die bekannten Einschränkungen in Bezug auf Grafikfunktionen. Das GPU-Slicing auf Servern ermöglicht heute auch für Client-Geräte schnelle Grafikfunktionen. Wegen dieser und vieler weiterer Unterschiede verzichten viele Experten heute schon auf den ihrer Meinung nach irreführenden Begriff VDI und sprechen lieber von Endbenutzer-Computing (Enduser Computing, EUC), worunter sie einen Ansatz verstehen, bei dem Benutzer über mehrere Geräte hinweg sicher auf dieselben zentralen Ressourcen zugreifen können.

VDI ist reif – und die Zeit ist reif für VDI

Damit eine Technologie erfolgreich sein kann, braucht sie nicht nur auseichend viele und zuverlässige Funktionen und muss zu einem annehmbaren Preis verfügbar sein. In der Breite hat sie erst Erfolg, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen und die Zeit dafür reif ist. VDI ist heute noch eine Nische, allerdings schon eine nicht mehr zu vernachlässigende. Gerade jetzt kommt jedoch vieles zusammen, was VDI in die Karten spielt und wodurch der Ansatz seine Stärken unter Beweis stellen kann.

Alle vorgenannten Technologietrends sprechen schon für VDI. Ich habe aber das Gefühl, dass gerade der Umgang mit den Auswirkungen der Pandemie ein Wendepunkt für VDI sein wird. Denn sobald jemand, vom CIO und CEO bis hin zu den Anwendern in den Unternehmen, erst einmal Erfahrungen mit VDI macht, werden ihm die Vorteile sehr schnell bewusst. Kurz gesagt: VDI bietet eine äußerst wirtschaftliche, sichere und effektive Möglichkeit zur Bereitstellung der Client-Infrastruktur. Das zeigt sich gerade in unsicheren Zeiten, in denen rasche, reibungslose Anpassung an immer wieder neue Gegebenheiten Trumpf ist.