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Vier Wege, in einem Jahr voller Unsicherheiten flexibel zu bleiben

Von: Rob Tribe, VP Systems Engineering EMEA bei Nutanix

In den Jahren vor der Pandemie schien es auf Konferenzen für Unternehmenstechnologie ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass das Trendwort „Agilität“ stets präsent sein musste. So sollten Unternehmen agil sein, weil „die Welt sich verändert”. Auch war oft zu hören: „Nichts ist so beständig wie der Wandel” – ein treffendes Zitat des altgriechischen Philosophen Heraklit, auch wenn es mit jedem vergangenen Jahrzehnt immer abgenutzter klingt.

Heute zeigt sich jedoch, dass alle diejenigen Referenten, die Anpassungsfähigkeit und Agilität damals in den höchsten Tönen lobten, im Recht waren, oder vielleicht, eher im Recht waren. Natürlich ist es in der heutigen Zeit, in der die Dinge noch unvorhersehbarer geworden sind als üblich, sinnvoll, seine Route jederzeit ändern zu können. Ereignisse wie diese Pandemie, geopolitische Konflikte, Handelskriege, Versorgungskettenchaos und extreme Wetterlagen sowie Pläne für den zukünftigen Umgang mit Nachhaltigkeit und der Zukunft unseres Planeten stellen den Status quo immer wieder auf den Kopf.

Ich bevorzuge in diesem Zusammenhang den Begriff „Flexibilität“, was im Grunde das Gleiche bedeutet wie Agilität, jedoch ein bisschen weniger prätentiös daherkommt. Ich möchte behaupten, dass die Aufrechterhaltung von Flexibilität in vier spezifischen Bereichen der beste Weg für Unternehmen ist, solche Ereignisse zu überstehen und erfolgreich zu sein.

Flexible Lizenzierung im Abo-Modell

Abgesehen von äußerst wenigen Ausnahmen ist klar, dass das Urteil über die bevorzugte Zahlungsart für Software zugunsten der Lizenzierung im Abo-Modell gefallen ist. Unternehmenssoftware folgte einst einem Einheitsgrößen-Modell: Man zahlte im Voraus, wobei viel überschüssige Kapazität miteingeplant wurde, um nicht an eine Obergrenze zu stoßen. Daraufhin wurde dann noch einmal in Form einer jährlichen Wartungsgebühr bezahlt. Das Resultat: geringer Wert für den Käufer, keine Korrelation zwischen Nutzung und gezahltem Preis sowie effektiv ein Lock-in, der es schwer machte, sich von einem etablierten Anbieter zu lösen. Mit Abonnements zahlt man nun jedoch ausschließlich basierend auf dem Verbrauch, das heißt ohne Probleme bei Minder- oder Mehrverbrauch. Das bringt nicht nur nachweislichen Mehrwert für den CFO mit sich, sondern auch die Sicherheit, Ideen und Projekte mit minimalem Risiko ausprobieren zu können, da sie notfalls schnell wieder abgeschaltet werden können.

Flexible Cloud-Infrastruktur

Es ist sinnvoll, den IT-Betrieb an den unkalkulierbaren Umständen und der hybriden Arbeitswelt von heute auszurichten. Schon vor der Pandemie war ein klarer Anstieg in der Nutzung von öffentlichen und privaten Cloud-Anwendungen zu beobachten. Zum Teil liegt das darin begründet, dass sie Remote-Arbeit, Kollaboration, VDI und Fernwartung inhärent und geräteunabhängig unterstützen. Zudem geht die Cloud üblicherweise Hand in Hand mit einer Preisgestaltung auf Abonnementbasis, deren Vorteile oben bereits diskutiert wurden.

Ebenso nutzen manche Unternehmen Cloud-Plattformen, um Werbeaktionen oder andere Angebote auf Basis von Echtzeitanalysen anlaufen zu lassen. Diese machen es möglich, Potentiale auszumachen und entsprechende Sofortmaßnahmen auszulösen. Diese Flexibilität zeigt, dass man – egal wie die kurz- und mittelfristige Zukunft des Arbeitens letztlich aussehen mag – mit einer Entscheidung für hybride Cloud-Ansätze wohl immer richtig liegen wird, da diese jeglichen Bedarf abdecken können. Cloud-Lösungen können schnell eingerichtet, einfach internationalisiert und skaliert sowie problemlos wieder abgeschafft werden. Das ist das perfekte Beispiel einer IT-Architektur, die den Geschäftsanforderungen flexibel gerecht wird.

Flexible Arbeiterschaft

Es scheint wahrscheinlich, dass viele, wenn nicht die meisten Unternehmen in der Wissensökonomie weiterhin einen hybriden Arbeitsansatz verfolgen werden, auch dann, wenn die Pandemie weitaus weniger bedrohlich und akut werden wird. Wie sich das tatsächlich im Detail gestalten wird, ist jedoch schwer vorherzusagen. Manche Unternehmen bemerken eine Zunahme der Mitarbeiter, die einige Tage pro Woche im Büro arbeiten (oft dienstags, mittwochs und donnerstags), dennoch weiß niemand, wie die zukünftigen Arbeitsgewohnheiten tatsächlich aussehen werden. Dieser Zustand stellt Unternehmen vor Herausforderungen, allerdings bietet er auch die einmalige Chance, eine neue Arbeitswelt zu erschaffen. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter von Orten aus arbeiten lassen, an denen sie sich wohlfühlen, motiviert und ausgeglichen sind. Zudem müssen sie neue Wege finden, das Potential der Kollaboration auszuschöpfen. Das schließt neue Arbeitshaltungen, neue Bürokonzepte sowie neue Wissensmanagement- und Teamarbeitssysteme mit ein. Wenn das Fundament für modernes Arbeiten jetzt richtig gelegt wird, können Beschäftigte zukünftig ein komplett neues Gefühl der Freiheit in ihrem Arbeitsalltag erfahren – weg von den veralteten, auf Präsenz und täglichem Pendeln basierenden Systemen, die dann überflüssig würden.

Flexible Mitarbeiterführung

Die Unternehmensführung muss Wandel fördern und eine wünschenswerte Unternehmenskultur vermitteln, aber das ist heutzutage in mancher Hinsicht schwieriger denn je. Ein CEO kann nicht einfach sagen „das ist der zukünftige Weg für das nächste Jahr“, geschweige denn für die nächsten fünf Jahre. Anstatt eine feste Vision zu verkaufen, muss er ein Gefühl für die Anpassung an den steten Wandel vermitteln. Natürlich ist das keine einfache Botschaft, jedoch ist es von essenzieller Bedeutung, dass die Menschen sich darüber im Klaren sind, dass der Wandel noch für einige Zeit unseren Alltag bestimmen wird. So wissen Einzelhändler nicht, ob es eine Rückkehr zum Einkaufen vor Ort geben wird, und das Gastgewerbe kann sich nicht sicher sein, was sein Klientel wollen wird. Es bleibt nur abzuwarten und nach Zeichen Ausschau zu halten, wie die Pandemie das Verhalten der Menschen verändert hat. Selbstverständlich werden die Führungsverantwortlichen weiterhin planen müssen, aber sie müssen sich zukünftig auch darauf einstellen, dass sie ihren Kurs regelmäßig anpassen werden müssen. Auf gewisse Art und Weise, bewusst oder unbewusst, werden sie dann „Anti-Fragilität“ demonstrieren. Wie Nassim Nicholas Taleb in seinem Buch „Antifragile” schreibt: „Manche Dinge profitieren von Schocks; sie florieren und wachsen, wenn sie Unbeständigkeit, Zufälligkeit, Unordnung und Stressfaktoren ausgesetzt sind, und sie lieben Abenteuer, Risiko und Unsicherheit … Antifragilität geht über Resilienz oder Robustheit hinaus. Die Resilienz widersteht Schocks und bleibt die gleiche; das Antifragile wird besser.“

Und so blicken wir alle in Richtung Zukunft, nur sicher, dass „die Unsicherheit die einzige Sicherheit ist“, wie der Mathematiker John Allen Paulos einst schrieb. Das ist heutzutage noch genauso wahr wie zur Zeit Heraklits. Aber wenn wir flexibel genug sind, werden wir auch in diesen Zeiten bestehen.